17 Aralık 2015 Perşembe

Erdogan steht jetzt alleine da

Mehrfach habe ich darauf hingewiesen, die Aussenpolitik Ankaras ist von einer angekündigten "Null Probleme mit den Nachbarn" zu einer "Nur Probleme mit den Nachbarn" Tatsache geworden. Dank Erdogan liegt die Türkei mit allen Ländern rundherum im Streit. Jetzt hat sogar das Pentagon am Mittwoch verkündet, es wird seine Staffel an 12 F-15 Eagles und Strike Eagle Kampfjets von der Luftwaffenbasis in Incirlik sofort abziehen. Die amerikanischen Maschinen sind bereits am Donnerstag zurück nach Lakenheath auf die britische Insel geflogen. Dieser überraschende Rückzug folgt der ankündigten Beendigung der Stationierung von deutschen und amerikanischen Patriot-Raketen entlang der türkisch-syrischen Grenze.


Was damals als notwendiger Schritt zur Verteidigung der Türkei von der NATO verkündet wurde, gilt plötzlich nicht mehr. Was ist passiert? Hinter den Kulissen ist man in Brüssel und Washington über das irrationale Verhalten von Erdogan völlig erbost. Nach Aussen hält man zu seinem "NATO-Partner", aber insgeheim erfährt Ankara eine scharfe internationale Verurteilung wegen des Abschuss der russischen Su-24. Es gibt sogar die Forderung einer Minderheit, die Türkei aus der NATO auszuschliessen!

Larry Johnson, ein ehemaliger Offizieller der CIA und des US-Aussenminsteriums hat gegenüber Medien gesagt: "Berichte die aus den NATO-Meetings zu hören sind zeigen, zahlreiche Vertreter der Mitgliedsländer haben die türkische Regierung gefragt: 'Was in Gottes Namen habt ihr Euch dabei gedacht?'" Sie sind über das irrationale Handeln entsetzt. Die NATO hat keine Lust sich wegen einem Verrückten in einen Krieg mit Russland reinziehen zu lassen. Deswegen werden die Flugzeuge und Raketen abgezogen und die Türkei soll sich selber "verteidigen".

Was Washington und Brüssel auch überhaupt nicht passt, ist die Entscheidung Ankaras, hunderte Soldaten und dutzende Panzer in den Nordirak eindringen und stationieren zu lassen und in der Nähe von Mossul eine Militärbasis zu unterhalten. Erdogan regt sich fürchterlich über angebliche Verletzungen der türkischen Souveränität auf, verletzt aber selber ständig die Souveränität des Nachbarn Irak. Nicht nur Bagdad, sondern auch Washington haben die Türkei aufgefordert, sofort die Truppen aus dem Irak abzuziehen.

Am Mittwoch hat das Weisse Haus den Druck erhöht und die Türkei aufgefordert, sich aus dem Irak sofort zurückzuziehen. US-Vizepräsident Joe Biden hat in einem Telefongespräch mit dem türkischen Premierminister Ahmet Davutoglu bestätigt, die Vereinigten Staaten stehen hinter der Souveränität und territorialen Integrität des Irak und die Türkei hat sich gefälligst daran zu halten. Ausserdem, Washington wurde über diesen Schritt nicht informiert und Ankara handelte im Alleingang.

Auch der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ist gerade dabei, die formelle Beschwerde die Bagdad eingereicht hat zu prüfen. Es wird mit einer Verurteilung der Türkei durch den UN-Sicherheitsrat gerechnet.

Aber es ist nicht nur der völlig grundlose Abschuss eines russischen Bombers, der eindeutig ein vorgeplanter Hinterhalt war, warum die NATO die Türkei nicht mehr Vorort "verteidigen" will, oder der illegale Einmarsch in den Irak, sondern die vielen Skandale und Verbrechen, welche mittlerweile aufgedeckt wurden, hinter denen das Regime in Ankara steckt.

Es ist eindeutig bewiesen, die Familie Erdogan ist im illegalen Handel mit dem gestohlenen IS-Öl tief involviert. Es kann nicht mehr bestritten werden, die Öltanklastwagen fahren ungehindert von Irak und Syrien aus in die Türkei. Das IS-Öl wird mit kurdischem Öl "vermischt" und ans Mittelmeer gebracht. Umgekehrt wird der IS mit Geld, Waffen und Kämpfern von der Türkei aus versorgt.

Türkische Journalisten, die diesen "Handel" mit Beweisen aufgezeigt haben, wurden von den türkischen Behörden wegen Landesverrat angezeigt und stehen vor Gericht. Die türkische Staatsanwaltschaft hat für den Chefredakteur der Zeitung Cumhuriyet, Can Dündar, der sich wegen Vorwürfen der Spionage und des Landesverrats in Untersuchungshaft befindet, eine langjährige Haftstrafe gefordert. Im Mai hatte die Zeitung Fotos von Waffen veröffentlicht, die vom türkischen Geheimdienst nach Syrien gebracht werden sollten. Angezeigt wurde der Journalist von Staatspräsident Erdogan persönlich.

Wer also die kriminellen Machenschaften des Erdogan-Regimes aufdeckt, ist ein Landesverräter und wird eingesperrt. Der Beweis, Erdogan ist ein Diktator, der jeden niedermacht, der ihn als solchen entblösst. In der Türkei sitzen die meisten Journalisten der Welt im Gefängnis, nur weil sie ihren Job machen.

Aber nicht nur das, sondern jetzt ist bestätigt worden, das Giftgas kam aus der Türkei, welches gegen die syrische Bevölkerung eingesetzt wurde und wodurch mehr als 1'400 Zivilisten ermordet wurden. Wir erinnern uns an den Aufschrei der westlichen Medien und Politikern über den Einsatz von Giftgas am 21. August 2013 ausserhalb Damaskus, was man der Regierung von Assad in die Schuhe schob. Obama wollte deswegen einen Krieg gegen Syrien führen, was aber dank des diplomatischen Geschicks Moskaus abgewendet werden konnte.

Am 14. Dezember hatten zwei Abgeordnete des türkischen Parlaments dem russischen TV-Sender RT mitgeteilt, dass 2013 von türkischem Territorium das Giftgas Sarin an Kämpfer des "Islamischen Staates" in Syrien geliefert worden war. Ihnen zufolge wussten die türkischen Behörden von den Lieferungen, unternahmen jedoch nichts. Jetzt hat der Generalstaatsanwaltschaft der Türkei eine Untersuchung gegen den Parlamentsabgeordneten Eren Erdem wegen "Landesverrat" eingeleitet.

Wieder ein Versuch des Regimes, die Wahrheit zu unterdrücken und Whistleblower zu bestrafen.

"Der Stoff für chemische Waffen wurde in die Türkei importiert, dann wurde er in Lager der IS-Terrorgruppe in Syrien gebracht – damals waren das Mitglieder von al-Kaida im Irak“, sagte der Abgeordnete von der Republikanischen Volkspartei Eren Erdem. "Wir haben als Beweise Mitschnitte von Telefongesprächen. Die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren ein, später wurden die daran beteiligten Personen verhaftet. Jedoch wurde der Fall nach einer Woche einem anderen Staatsanwalt übergeben, und alle Verhafteten wurden auf freien Fuss gesetzt. Sie überquerten die türkisch-syrische Grenze und flohen", so Erdem.

"Die Lieferungen erfolgten durch die Türkei, jedoch wurden alle wichtigen Materialien in Europa eingekauft. Die westlichen Quellen wissen sehr gut, wer in Wahrheit hinter dem Chemiewaffen-Angriff in Syrien steht. Ihnen ist bekannt, dass diese Menschen für al-Kaida arbeiten. Der Westen geht in dieser Situation heuchlerisch vor", so Erdem.

Erdem wies weiter darauf hin, es gibt Beweise, dass die staatliche Makina ve Kimya Endüstrisi Kurumu (MKEKT), eine Waffenfirma, und der türkische Justizminister Bekir Bozdag, im Sarin-Schmuggel involviert sind. Seitdem Erdem die Beschuligungen ausgesprochen hat, stehen Schergen vor seinem Haus in Istanbul und rufen Todesdrohungen aus, nennen ihn einen Verräter. Das ist die übliche Einschüchterung gegenüber Politikern der Opposition in der Türkei.

Ich möchte daran erinnern, dass bereits am 17. April 2014 hat der bekannte investigative Journalist Seymour Hersh in einem Artikel im London Review of Books aufgezeigt, wer wirklich hinter dem Giftgaseinsatz in Ghouta steckte. Er schrieb, laut Insider-Informationen aus dem Pentagon, die er erhalten hatte, hat die türkische Regierung unter der Führung von Erdogan zum Ausdruck gebracht, "es muss etwas getan werden, um ein militärisches Eingreifen der USA rechtfertigen zu können."

Laut Hersh wollte Erdogan einen False-Flag-Angriff inszeniert haben, damit Obama gegenüber der Weltöffentlichkeit den Grund präsentieren kann, in Syrien einzumarschieren, um den verhassten Assad zu entfernen. Was Hersh damals berichtete, wurde am 21. Oktober 2015 von einem Untersuchungsausschuss des türkischen Parlaments bestätigt und das Resultat am gleichen Tag in der türkischen Zeitung Zaman veröffentlicht.

Alle Beweise deuten darauf hin, Obama und Erdogan arbeiteten zusammen, um einen Fall zu konstruieren, damit die USA Syrien angreifen kann, bis Assad verschwunden ist und durch ein sunnitisches islamisches Regime ersetzt wird (was Erdogan will), was dann feindlich gegenüber Russland eingestellt ist, damit eine Pipeline gebaut werden kann, die Gas von Katar und Öl von Saudi Arabien über Syrien in die Türkei und dann nach Europa transportiert.

Das heisst, beim ganzen Konflikt in Syrien geht es "nur" um die Entfernung von Assad, weil er sich gegen die Saudi-Katar-Pipeline streubt und lieber eine Pipeline vom Iran über Irak und Syrien haben will.

Wenn man es genau nimmt, handelt es sich um einen Krieg zwischen sunnitischen Gas- und Ölinteressen und schiitischen Gas- und Ölinteressen. Obama, Erdogan, der saudische König Abdullah und Katars Emir Hamad bin Khalifa Al Thani, arbeiteten zusammen, um den europäischen Gas- und Ölmarkt sich zu schnappen und die Iraner und Russen aus dem Markt zu halten. Die Terroristen des IS wurden dabei als Werkzeug für den Regimewechsel benutzt.

Nur, die ISIS hat sich mittlerweile verselbständigt und macht jetzt was SIE will, ist ein unkontrolliertes Monster geworden, dass die genannten Schöpfer angreift. Siehe die Terrorangriffe der ISIS in der Südtürkei, in Paris und San Bernardino und die sonstigen Terrordrohungen in Europa. Jetzt, wo die tollwütigen Hunde die Hände beissen, die bisher das Futter gegeben haben, gibt eine totale Wende in der Politik was Syrien betrifft. Jetzt wollen alle auch wie Russland den IS bekämpfen und Frankreich, England und Deutschland überschlagen sich, auch die ISIS bombardieren zu "dürfen".

Am deutlichsten ist die Kehrtwende am aktuellen Besuch des US-Aussenministers John Kerry in Moskau zu erkennen. Washington hat sein Forderung nach einem sofortigen Rücktritt von Assad bereits im September aufgegeben. "Die USA und unsere Partner streben keinen sogenannten Regimewechsel an", sagte Kerry in Moskau. "Wir sind der Meinung, dass Assad keine Möglichkeit haben soll, künftig syrischer Staatschef zu sein." Der Fokus liege jedoch jetzt nicht darauf, was man sofort mit Assad macht, sondern auf dem politischen Prozess, in dem die Syrer selbst darüber entscheiden sollen, wer ihr Land regiere.

Wow, das sind ja ganz neue Töne. Man "erlaubt" den Syrern eine eigene Wahl und Assad "darf" vorläufig bleiben. Erdogan muss deshalb vor Wut im Dreieck springen. Die Distanzierung Washingtons gegenüber Ankara ist deutlich zu sehen und Erdogan steht jetzt alleine da. Speziell wo Präsident Putin während seiner jährlichen Presskonferenz vor 1'400 Journalisten in Moskau am Donnerstag eine sehr deutliche Warnung in Richtung Ankara ausgesprochen hat. Er forderte Erdogan regelrecht heraus, türkische F-16 in den syrischen Luftraum zu schicken. Er soll es nur wagen!

"Die Türkei hat immer wieder in der Vergangenheit den syrischen Luftraum verletzt. Lasst sie jetzt dort fliegen ..." sagte er und hat darauf hingewiesen, Russland modernste Luftabwehr, die S-400, deckt ganz Syrien ab. Wer immer noch meint, dort ohne Erlaubnis rumfliegen zu können, wird abgeschossen. Deshalb haben die Amerikaner meiner Meinung nach sofort ihre Kampfflugzeuge aus der Türkei abgezogen. Denen geht jetzt die Muffe!

Ach ja, und Ankara hat die Vereinbarung mit der EU über die Reduzierung der Anzahl Flüchtlinge die nach Griechenland in Schlauchbooten paddeln bisher nicht eingehalten. 4'000 Menschen pro Tag kommen immer noch seit dem 29. November, dem Tag der Unterzeichung, ein nur leichter Rückgang, wie ein EU-Vertreter sagte. Ankara bekommt aber 3 Milliarden Euro von Brüssel und die Wiederaufnahme der Gespräche über eine EU-Mitgliedschaft. Das Geld kassieren aber nichts dafür tun, ist wieder typisch.

Hiç yorum yok:

Yorum Gönder